Dienstag, 19. Juni 2018

Meine Siebe


Ich möchte meinen Blog nicht einschlafen lassen und als ich darüber nachdachte, was jetzt vielleicht dran sei, kam mir eine Begebenheit in den Sinn, die schon mehrere Jahre zurückliegt, aber immer noch total aktuell ist für mich: 

Es geschah auf der Sintibibelfreizeit in Beienbach. 60 Sinti und Roma mit Kindern aus Deutschland und Tschechien und auch ein paar “normale“ Deutsche waren zusammen. Wir genossen Bibelstunden, ein Eheseminar und pflegten fröhliche Gemeinschaft. Es ging alles laut und temperamentvoll zu. Herrlich! 

Doch eines Morgens erwachte ich aus einer Art Alptraum: in diesem Traum habe ich gesündigt  und als ich ganz wach wurde, überfiel mich eine tiefe Beschämung. Es kam mir vor, als ob ich diese Sünde wirklich begangen hätte – und eben nicht nur geträumt hätte. Ob es ums Lügen oder Stehlen ging, ich weiß es nicht mehr.  Es ging rum und rum in meinem Kopf und ich bat Gott um Vergebung – aber ich konnte mir selber gar nicht vergeben, wie ich so etwas träumen konnte. Auf einmal fiel es mir ein: ich betete doch schon seit Wochen den Vers: Herr, schaffe in mir ein reines Herz und gib mir einen neuen und beständigen Geist! Das war die Antwort darauf! Gott holte aus dem Unterbewusstsein etwas hoch, das ganz tief verborgen war – und zwar nicht, um mich zu verdammen – sondern um es zu vergeben! Dafür war Jesus doch gestorben! Wenn ER mir etwas zeigt, dann doch nicht, um mich  zu verdammen, sondern um mich frei zu setzen! Welche Erleichterung! Ich lud alles ab, bat um Vergebung – und war frei! Dann kam mir ein Gedanke: Das ist wie bei Sieben. Am Anfang meines Lebens mit Jesus hatte ich ganz grobe Siebe vor meinem Inneren. So etwas wie ein Bausieb. 





Nur die ganz großen Brocken blieben zurück, die anderen Steine fielen durch. Im Lauf des Lebens mit Jesus wurden die Siebe immer feiner.

 


 
 Immer mehr wurde „ausgesiebt“.




Ich merke, dass ich es weiterhin brauche, um ein reines Herz zu bitten und ich möchte, dass mein Inneres sauber ist…..dass die Filter immer feiner werden.







So wie bei einem Wasserfilter, den wir in Afrika benutzt haben – verschmutztes Wasser kam oben rein – und Trinkwasser kam unten raus. Ich glaube, da hat Jesus noch eine Menge Arbeit vor sich bei mir..... 

Donnerstag, 7. Juni 2018

Es reicht jetzt...

Kennt ihr das? Euch wird bewusst, dass ihr falsch gedacht, falsch gehandelt und gelebt habt und eine Wolke von Schuldgefühlen umgibt euch auf einmal.


 Wie wird man die los? Mir ging es vor ein paar Tagen so während einer Gebetsveranstaltung am Abend. Da zeigte mir Jesus etwas in meinem Inneren und es tat mir einfach so leid. Ich bat um Vergebung (natürlich leise.. :-)) und ich hielt mich dran an meiner Bitte. Immer und immer wieder: Jesus, bitte vergib mir...es tut mir leid... Das ging ständig in meinem Kopf herum. Auf einmal kam mir liebevoll aber ganz klar der Gedanke in den Kopf: Es reicht jetzt....Ich habe dir vergeben, du kannst aufhören... Und auf einmal war es wieder ruhig in mir und ich konnte Vergebung annehmen.

 

Ja, das ist so eine Sache mit der Vergebung. Manchmal habe ich keine Probleme mit dem Annehmen der Vergebung von Jesus, aber ich kann mir selber nicht vergeben. Da geht es rum und rum in meinem Kopf wie ich denn nur so dumm sein kann, wieso ich dieses oder jenes gemacht habe usw.

König David aus dem Alten Testement, der mir in seiner Art zu glauben ein großes Vorbild ist, zeigte mir etwas auf: Er hat echt "Mist gebaut" und nicht zu knapp. Er erkennt es, es tut ihm furchtbar leid, aber es ist nicht  mehr rückgängig zu machen und mit den Konsequenzen muss er leben. Er bittet Gott um Vergebung, tut von Herzen Buße und dann..... anstatt sich voller Scham und Schuldgefühle in seinen Palast zurückzuziehen, schreibt er einen Text: ..befreie mich von dieser SChuld....dann werde ich deine Gnade preisen und jubeln vor Freude. Und er will den Gottlosen Gottes Wege zeigen (Ps. 51)




 Nichts mit Rückzug, nichts mit "unter dem Teppich bleiben" damit es ganz klar ist, dass  ihm sein Versagen auch wirklich leid tut. Nichts mit opfern vieler Worte und traurigem Gefühl und abgrundtiefer Verzweiflung  (das hatte er vorher)  Nein, er fängt an zu loben und nimmt die Vergebung an.


Das hat mich so sehr ermutigt! Auch wenn die Gefühle nicht gleich in Hochstimmung geraten - ich darf Vergebung  einfach annehmen und Gott ernst nehmen damit!
Ich finde es einfach genial, dass es bei Jesus immer wieder etwas Neues zu entdecken gibt. Da kann man so alt werden - und darf immer noch dazu lernen. Manche Lektionen brauchen Wiederholung auf einer anderen Stufe - und dann geht  es weiter.


Montag, 4. Juni 2018

Das gute Alter

 

Schon lange beschäftige ich mich innerlich mit dem Thema: wie werde ich positiv alt?



Ein Schlagwort dazu heißt:  Vorbilder! 
Welche Vorbilder im Altwerden habe ich? Wem will ich folgen? Ich muss sagen, dass ich schon lange meine Augen aufhalte und ältere Menschen beobachte unter diesem Aspekt. Und ich habe einige Vorbilder, denen ich nacheifern möchte.

Da ist eine Frau, mit der ich jahrelang auf Seelsorgeseminarengefahren bin. Zuerst als Teilnehmer, hinterher als Mitarbeiterin. Sie sagte: Mit  60 (!) hat Gott mir noch eine ganz neue Aufgabe gegeben! Und sie hat sich darauf eingelassen. Inzwischen ist sie schon bei Jesus - aber das Werk besteht und wächst. Was mich so beeindruckt hat war unter andere, die absolut positive Einstellung jungen Menschen gegenüber. Man fühlte sich von ihr total angenommen und sie hatte ein offenes Ohr für ihr Gegenüber und gleichzeitig eine innge Verbindung zu Jesus. Er strahlte aus ihr heraus und in ihrer Gegenwart fühlte man sich wohl... Ja, so will ich werden!


Dann habe ich eine andere Frau als Vorbild: Inzwischen ist sie schon 90 (!) Jahre alt. Man sieht ihr das Alter körperlich  an - aber ihr Geist ist frisch. Sie ist immer noch interessiert Neues zu entdecken. Mit knapp 80 Jahre hat sie - nur mal so - einen Motorbootführerschein gemacht. Auf meine Frage, wieso sie das mache, meinte sie: Ach, ich will nur wissen, ob ich noch lernen kann! Sie hat nun diesen speziellen Führerschein und sie schob dann auch gleich einen Navigationskurs hinterher..
Ich habe noch nie gehört, dass sie negativ über jemanden gesprochen hat und auf alle Fragen, wie es ihr geht, hört man: ich bin dankbar! Da ist eine Frische in ihr und einen Offenheit für andere Menschen, die mich anzieht.... Ja, so will ich werden.


Oder meine Eltern: Treue im Bibellesen, Beten und im Geben über knapp 70 Jahre hinweg ... Ja, so will ich werden

Oder eine Verwandte, 77  (!) die immer wieder junge Menschen aufnimmt in ihr Haus und ihnen Mutter ist - über Jahre hinweg. Auch in ihr ist diese Frische, ein ehrliches  Interesse am Gegenüber und auch immer wieder eine innere Bereitschaft auf Gott zu hören und sich verändern zu lassen. Ich bewundere sie, dass sie sich auf die neueren Medien einlässt und mit Computer und Handy umgehen kann....Ja, so will ich werden. Bereit, Neues zu lernen - auf allen Gebieten.



Das sind einige meiner Vorbilder. Es gibt noch mehr, aber das würde den Rahmen sprengen. :-)


   
Doch ich lerne auch von Menschen wo ich sagen muss:
Herr, bewahre mich davor, Bitterkeit über Jahre mit mir herum zu schleppen... Herr bewahre mich davor, alte Verletzungen zu hüten und immer wieder hervor zu holen...

Herr, bewahre mich vor Stursinn und  Verweigerung Neues von Dir zu lernen... Denn es kommt vielleicht eine Zeit, wo man auf einmal nicht mehr in der Lage ist, sich zu verändern.



Ich möchte schließen mit den Worten von Teresa von Avila: 
  • Herr, du weißt besser als ich, dass ich von Tag zu tag älter werde - und eines Tages alt. 
  • Bewahre mich vor dem Drang, bei jeder Gelegenheit und zu jedem Thema etwas sagen zu müssen
  • Erlöse mich von der großen Leidenschaft, die Angelegenheiten anderer ordnen zu wollen.
  • Lehre mich, nachdenklich und hilfreich, aber nicht beherrschend zu sein.
  • Bewahre mich davor, endlos Einzelheiten aufzuzählen und verleihe mir Schwingen, zum Kern der Sache zu gelangen
  • Lehre mich Schweigen über meine Krankheiten und Beschwerden. Sie nehmen zu und die Lust, sie zu beschreiben wächst von Jahr zu Jahr.
  • Lehre mich, an anderen Menschen unerwartete Talente zu entdecken und verleihe mir, o Herr, die schöne Gabe, sie auch zu erwähnen.
  • Lehre mich die wunderbare Weisheit, dass ich mich irren kann.
  • Erhalte mich so liebenswert wie möglich. Ich möchte kein Griesgram sein, aber auch keine Heilige, denn mit ihnen lebt es sich so schwer. 
Mein Herzensgebet, das mich begleitet heißt: Herr, schaffe in mir ein reines Herz und gib mir einen willigen und gehorsamen Geist.